Dr. Maksida Vogt, 27. September 2022
Alle paar Jahre geistert durch das Internet irgendwelche Horrorgeschichte über ein Pferd, das an der angeblichen Verwurmung gestorben ist. Meist wird eine Kolik beschrieben, die dann tödlich endet. Dann findet man eine Menge Würmer und voilà - man hat seine neue Horrorgeschichte. Ein perfekter Ausdrück der oberflächlichen Pferdeszene, die kein Interesse daran hat, die gesundheitliche Zusammenhänge zu verstehen und die Ursachen des Problems zu behandeln. Kein Wort über die Haltung, Fütterung, Hufe oder Benutzung des Pferdes. Aber es wird erwähnt, dass der Paddock (sagt schon einiges über die Pferdehaltung aus) penibel abgemistet wird. Als ob das die Ursache der Verwurmung wäre. Als ob die Pferde sich "anstecken" könnten mit den Würmer. Als ob die Kolik von der Verwurmung kommen würde.
Wie die Tierärztin Britta Beck darüber schrieb (Post hier: https://www.facebook.com/Pferdesprechstunde/photos/a.1159405017596128/2105134533023167/): "Und da plaudere ich einfach mal ein bisschen aus dem Nähkästchen meines tierärztlichen Daseins. Dieses Ergebnis sagt in der Regel absolut nichts aus. Häufig wird in der “Haustierarztpraxis/Klinik von nebenan” 1 TL Kot untersucht. Oder “soviel wie ins Röhrchen passt”. Ich habe schon in mehreren Praxen gearbeitet, und in der ein oder anderen hing das Ergebnis davon ab, wieviel Zeit die TFA (tiermedizinische Fachangestellte) gerade hatte. Und manche hatten so wenig Lust auf Kotprobenuntersuchungen, dass das Ergebnis schon vorher feststand. Traurig aber wahr. Es gibt natürlich auch TFA, die sehr gründlich untersuchen, gar keine Frage. “Es gibt solche und solche” hätte meine Oma jetzt gesagt.
Auf die Frage “Welche Würmer sind es denn?” gibt es sehr häufig ein Schulterzucken. Oder ein Blick ins Buch “könnte das Ei oder das Ei sein.” Und dann gibt es die seit 40 Jahren bewährte Entwurmungsstrategie “erst eine kleine Wurmkur, dann eine große. Damit töten wir erst nur wenige Würmer ab und dann den Rest.” (Ich kann den Satz noch gut aufsagen – habe ihn auch oft angewandt bevor ich es besser wusste.) Diese Erfahrung habe übrigens nicht nur ich gemacht, sondern auch eine große Anzahl meiner Kollegen.
Manchmal ist die Pferdebesitzerin auch so in Sorge und voller Panik, dass 1 Ei in der Kotprobe schon zu der Aussage "Die Kolik könnte durch die Verwurmung verursacht worden sein." führt. Einfach weil man sich in der Tierarzt-Rolle dann besser fühlt. Schließlich will niemand hören "Ich habe keine Ahnung, woran es liegt." Und das obwohl wir alle wissen, dass das Magen-Darm-System sehr viele Schwachstellen hat und Probleme geradezu einlädt." Und das ist der Schlüssel - man muss Magen-Darm- System ganzheitlich sehen und ganzheitlich behandeln. Die meisten Koliken entstehen durch Stress und unnatürliche Haltung (Fütterung) und Benutzung des Pferdes. Hier ein Artikel darüber aus der Academia Liberti Community: https://academialibertideutschland.blogspot.com/2017/11/kolik-durch-stress-und-unnaturliche.html
Im Academia Liberti Stallmanagement haben wir keine solche Probleme. Warum? Weil wir die Ursachen behandeln und nicht die Symptome. Die Pferde brauchen einen gesunden Rahmen zum Leben, DANN können sie alles selbst regeln. Den unten abgebildeten Artikel schrieb ich 2016, es enthält die Auszüge aus meinem Buch "Artgerechte Pferdefütterung - Anweiden, Hufrehe, Parasiten, Zivilisationskrankheiten". - Download hier:
Er hat nichts von seiner Gültigkeit verloren. Wie die Jahrzehnte davor und auch jetzt, 6 Jahre danach, funktioniert das AL Stallmanagement in unzähligen Ställen weltweit. Pferde haben intakte Essinstinkte. Davon kann man sich leicht überzeugen, sobald man anfängt das Stallmanagement zu praktizieren. Updates AL Herde, Zentrum Bosnien (Pferde werden seit Jahrzehnten nicht entwurmt, manche noch nie in ihrem Leben): https://www.youtube.com/c/MaksidaVogt Mit jedem Tag, mit jedem Monat, mit jedem Jahr lernt man von den Pferden und es ist glasklar - sie wissen es. Sie wählen ihr Futter selektiv, sie essen medizinisch präventiv. Der Mensch hält das Pferd unnatürlich, füttert es falsch, benutzt es widernatürlich und dann wird das Pferd krank. Bekommt die Kolik oder erkrankt auf andere Art und Weise. Dann muss man schnell die Schuldigen suchen. Die Würmer sind naheligend, dann nehmen wir sie. Sie sind schuld daran, dass mein Pferd eine Kolik bekommen hat. Jetzt entwurme ich anstatt 4 Mal im Jahr eben 8 Mal im Jahr. Irgendwann werden daraus 12 Mal im Jahr. Am besten jede Woche eine chemische Wurmkur. So ungefähr geht diese Logik und die Panikmache. Wie Dr. Beck schrieb und wie auch viele Tierärzte bestätigen werden: "Lass Dich bitte nicht von Emotionen leiten! Und lass Dir keine Angst machen. Ich kenne ein Pferd, das 10 Jahre lang 4 mal im Jahr entwurmt wurde und vor Kurzem aufgrund einer hochgradigen Verstopfung operiert werden musste. Dabei wurden mehrere Kilo Würmer entfernt. Hätte die Besitzerin einen Artikel geschrieben, dass das “4 x im Jahr Schema” Mist ist, würden jetzt alle panisch Kotproben einschicken und zur ZSE wechseln. Im Moment überlegen viele Pferdebesitzer einfach mal so eine Wurmkur reinzudrücken um sicher zu gehen.
Weder das eine noch das andere macht Sinn!
Erst informieren, dann handeln!" Wenn man das tut, wenn man sich richtig informiert, dann stellt man andere Fragen. Wie die Folgenden (Netzfund): "Dass dieser Wurmdruck in freier Wildbahn nicht so stark wird, hat wohl eher damit zu tun, dass Pferde kein Standwild sind sondern Zugwild. DAS ist in Gefangenschaft per se schon mal ein Problem. Muss aber auch noch nichts heissen, denn es bekommen ja immer nur Einzelne die Kolik. Und das obwohl alle gleich gehalten und behandelt werden...
Wäre darum noch zu erklären: Warum hat das eine Pony Würmer und das andere nicht, obwohl beide optimal gehalten werden. Soll ja vorkommen.
Oder umgekehrt: Warum ist das eine Pferd stets kränklich und das andere erfreut sich bester Gesundheut, obwohl die Haltung für beide grottig ist?
Wovon wird denn das verwurmte Pferd krank? Welches ist dann die wahre Ursache?
Milieusteuerung ist eine gute Sache, ja, aber sicher nicht allein selig machend. Leider gibt es auch im besten Milieu Gründe, warum Krankheiten trotzdem entstehen oder eben nicht." Und da kommen wir zu dem Punkt, an welchen man sich jedes Pferd individuell anschauen sollte anstatt kollektive Panikmache zu erzeugen. Wenn man das tut, dann entdeckt man sehr wohl und relativ schnell, woran es liegt, dass ein Pferd krank wird und das andere nicht, obwohl beide optimal gehalten werden. Hufe spielen eine große Rolle. Wir haben in der AL Integral Hoofcare Ausbildung https://www.academialiberti.com/bildunghufbearbeitung
solche Fallbeispiele: zwei Pferde, gleiche Rasse, vom gleichem Züchter, gleich aufgewachsen, gleiches Alter, gleiche Fütterung, gleiche Haltung - und komplett unterschiedliche Hufe. Bei einem Pferd funktionieren sie als Organe perfekt, bei anderem nicht. Es bedarf häufigere und kompetente Hufpflege bei anderem Pferd, damit die Hufe ihre Funktion als Organe erfüllen können. Da fängt es schon an, interessant zu werden. Warum Krankheiten bei den Pferden entstehen ist sehr gut im genannten Buch beschrieben (hier erhältlich: https://www.maksidavogt.com/shop). Wenn man diese Zusammenhänge versteht, dann kann man sehr viele Krankheiten ausschließen oder heilen (oder zumindest verbessern, wenn die Krankheit schon fortgeschritten ist). Ansonsten wird man die Erfahrung machen, dass die Pferde nicht erkranken, wenn sie wirklich OPTIMALE Haltung und Fütterung haben. Die Benutzung ist wieder eine andere Sache, weil die unnatürliche Benutzung der Pferde wieder viele Krankheiten und Komplikationen verursacht. Ja, die Pferde sind wundervolle Tiere, aber man muss sich mit ihnen auskennen, damit man sie "halten" kann. Denn schließlich sollte man sich an ihnen erfreuen UND die Pferde sollten sich genauso an uns erfreuen. Herzlich Ihre Dr. Maksida Vogt
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